Patienten mit Blut durchströmen

Klaus Waibel berichtet aus seinem Berufsalltag als „Kardiotechniker“.

Denn kaum ein Laie kennt den wichtigen Spezialistenberuf im OP.

Die Chirurgie am offenen, still stehenden Herzen ist nur möglich, weil Herz-Lungen-Maschinen (HLM) wichtige Funktionen des Körpers übernehmen – Kreislauf, Atmung, Wärmeregulation und sogar die Nierenfunktion, falls nötig. Diese Maschinen sind so komplex, dass sie im Herzzentrum Lahr nur von gelernten Spezialisten bedient werden: staatlich geprüfte Kardiotechniker. Ihre Hauptaufgabe ist es, Patienten während einer Operation mit Blut zu durchströmen. „Deshalb heißen Kardiotechniker eigentlich ‚Perfusionisten‘, nach dem englischen Wort für ‚Durchströmen‘“, erklärt Klaus Waibel bei Nachfragen gern.

Bei jeder Herzoperation ist ein Kardiotechniker anwesend, bei so genannten Off-Pump-Operationen ist die Herzlungenmaschine im Standby, um sie im Notfall sofort anzuschließen. Vor 28 Jahren wusste der heute 55-jährige Waibel allerdings selbst noch nicht, was ein Kardiotechniker eigentlich genau macht. Ein Freund hatte den damaligen Krankenpfleger auf das Berufsbild aufmerksam gemacht, die beiden bewarben sich gemeinsam für die Ausbildung. „Ehrlich gesagt war meine Hauptmotivation, keine Nachtschichten mehr arbeiten zu müssen.“ Die Kardiotechniker haben Rufbereitschaft, in der sie für Notfälle parat sein müssen. Da könne man mit etwas Glück nach Hause gehen und die Nacht über schlafen. Seit 23 Jahren arbeitet Waibel nun im Herzzentrum Lahr, inzwischen leitet er ein Team von vier weiteren Kardiotechnikern. Heute weiß er, dass er einen sehr vielseitigen Beruf gewählt hat: „Kardiotechniker können in der Schrittmacher- und Defibrillatortherapie, auf der Intensivstation, im Herzkatheterlabor oder in externen Kliniken zum Einsatz kommen“, sagt er. „Unser Tätigkeitsfeld hat sich stark erweitert, etwa durch den Einsatz von Kunstherzenminimalinvasive Chirurgie (TAVI)  und auch durch neue Möglichkeiten der extrakorporalen Unterstützung.“

Immer komplexere Technik verändert die Aufgaben

Die Kardiotechnik sei in den letzten Jahren nicht nur besser und komplexer, sondern auch die Geräte viel kleiner geworden. „Kunstherzen waren früher so groß, dass sie nicht im Brustkorb, sondern im Bauchraum implantiert wurden“, sagt Waibel. Heute sind Kunstherzen kleiner als eine Computermaus. Die Aufgabe der Kardiotechniker ist es, sie vorzubereiten und sie zu entlüften, damit der Chirurg sie implantieren kann. Bei Bypass-Operationen am schlagenden Herzen übernehmen sie die intraoperative Bypassflussmessung. Durch die minimalinvasive OP-Technik sind Patienten heute schneller mobil. Auch das hat das Aufgabengebiet der Kardiotechniker verändert: Sie betreuen die Patienten auf der Intensivstation, sichern nach einer Herzoperation die reibungslose Funktion der kardiotechnischen Geräte und führen Schulungen für Patienten, Angehörige und das Klinikpersonal durch. Alle drei Monate kommen Kunstherz-Patienten zur Kontrolle ins Herzzentrum. Auch diese Sprechstunden führen die Kardiotechniker durch.

Immer wieder hat Klaus Waibel Praktikanten im Haus. Der letzte habe festgestellt, dass die Arbeit im OP ihm nicht liege, so Waibel. „Man ist eingemummt mit Haube und Mundschutz, das muss man mögen.“ Wichtig sei für das Berufsbild auch, Verantwortung zu übernehmen und gut kommunizieren zu können. Schließlich hängen von der Kommunikation zwischen Herzchirurgen, Anästhesisten und Kardiotechnikern im OP Menschenleben ab.

Ein Tagesablauf

Der Tag in der Kardiotechnik beginnt für den Abteilungsleiter Klaus Waibel um 7 Uhr mit den ersten E-Mails.

Er bespricht mit dem OP-Manager die OP-Pläne und teilt dann die Kardiotechniker in die Säle ein. Bei jeder Operation im Herzzentrum Lahr ist einer der fünf Kardiotechniker mit der Herz-Lungen-Maschine anwesend.

Eine transportfähige Herzkreislaufmaschine und ein Kardiotechniker des Herzzentrums sind immer einsatzbereit, falls in externen Kliniken ein Notfall eintritt.

Ab 16 Uhr: Nachdem die planmäßigen OPs beendet sind, übernimmt ein Kardiotechniker die Rufbereitschaft. Er ist für Notfälle zuständig und macht Visite bei Patienten, denen ein Kunstherz oder ein anderes Herzunterstützungssystem implantiert wurde. Außerdem beantwortet er Fragen zu den kardiotechnischen Systemen.

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